Bullterrier (Hunde)

Der Bullterrier (auch Bull Terrier) ist eine von der FCI anerkannte Hunderasse aus Großbritannien (FCI-Gruppe 3, Sektion 3, Standard Nr. 11).

Herkunft und Geschichtliches

Die Zucht des Bullterriers nahm in Mittelengland ihren Anfang und damit an den Orten der großen Kohlezentren und Porzellanmanufakturen, wo einst auch die Tierkämpfe eine Monopolstellung genossen und das Aufeinanderhetzen verschiedenster Tiere in Verbindung mit erstrebten Wettgewinnen eine beliebte Abwechslung des Volkes war. Um Hundekämpfe durch Schnelligkeit, Mut und Aggressivität spektakulärer zu machen, wurde eine kleine, bewegliche und leistungsfähige Hunderasse gesucht, deren Schnauze besser zum Beißen geeignet sein sollte als die des eher langsamen Vollblut-Bulldogs.

So entstand der Bullterrier als eine Kreuzung zwischen der englischen Bulldogge alten Typs, dem später nach dem Inkrafttreten des Kupierverbotes in England um 1880 ausgestorbenen White English Terrier und dem Dalmatiner. Noch heute gibt es in der Zucht von Bullterriern Hunde, die ihrem Äußeren nach zum einen oder anderen Rasseahnen hin tendieren. So spricht man vom Dalmatiner- (eher hochläufig, nicht so schwer gebaut, wirkt eleganter), Bulldog- (eher kurzläufig, sehr knochenstark, schwer und plump gebaut, häufig mit Vorbiss behaftet) oder Terriertyp. Bevorzugt wird der sogenannte „Allrounder“, die als perfekt betrachtete Mischung aus allen drei Hundetypen in einem Individuum vereint.

Um 1850 begann der Tierhändler James Hinks aus Birmingham mit der systematischen Zucht der neuen Rasse. Weil es über die frühe Zeit seiner Zuchtbemühungen keine Zuchtbücher oder andere schriftliche Aufzeichnungen gibt, ist die genaue Herkunft bis heute teils spekulativ. Die Existenz einer neuen Rasse Bullterrier als Kreuzung zwischen Bulldog und Terrier ist jedoch schon um 1821 belegt.

Das damals angestrebte Verwendungsziel beim Bullterrier war neben Dachse-Ziehen (engl.: badger-baiting) und Rattentöten (engl.: rat-killing) der Hundekampf mit mehr „Nervenkitzel“.

Hundekämpfe sind in den meisten Ländern Europas seit langem verboten. Die Zuchtstrategien der Zuchtvereine änderten sich im Laufe der Zeit. Große Zuchtverbände züchten heute Bullterrier als Familienhunde. „Es fällt auf […], dass der Bullterrier ein Hund ist, der im Vergleich zu anderen so gut wie überhaupt nicht durch aggressives Verhalten auffällt. Er bietet Aggression nicht als Lösungsstrategie an. Das liegt daran, dass die Bullterrierzüchter schon lange einen Wesenstest in der Zucht eingeführt haben.“

Der englische Autor Kevin Kane, der Zugang zu Originaldokumenten von Hinks hat, geht davon aus, dass bereits Hinks keinen Hund für Hundekämpfe züchtete. Er bezeichnet Hinks' Hunde als Ausstellungshunde. In vielen der weit verbreiteten und in der Literatur dargestellten Geschichten um die Kampfhunde von Hinks hat er Widersprüche gefunden und dokumentiert.

Seit der Entstehung der Rasse als Ausstellungshund gab es sie in verschiedenen Größen. Die besonders kleinen Tiere wurden als Toy Bull Terrier bezeichnet und separat gewertet. Sie waren weniger verbreitet als die größeren Bullterrier. Nachdem der Kennel Club 1902 die Gewichtsgrenze für die Toys auf 8 Pounds (3,6 kg) gesenkt hatte, gab es bis zur Neugründung eines Zuchtklubs für Miniatur-Bullterrier mit neuem Standard 1938 auf Ausstellungen keine Toys und später keine Eintragungen in das entsprechende Zuchtbuch mehr.

Am 5. Juli 2011 folgte die FCI dem britischen Vorbild und erkannte den Miniature Bull Terrier unter der Nummer 359 als eigenständige Rasse an.

Beschreibung

Der Bullterrier ist kräftig gebaut, muskulös, mit durchdringendem und entschlossenem Ausdruck. Ein einzigartiges Merkmal ist sein downface (divergierende Kopflinien) und der eiförmige Kopf. Das Haar ist kurz, glatt und ebenmäßig, meist reinweiß. Bei farbigen Hunden muss die jeweilige Farbe vorherrschend sein, gestromt. Die Ohren sind klein, dünn und nahe zueinander angesetzt, steif aufgerichtet.

Heute hat sich das Exterieur der Bullterrier wesentlich verändert. Typisch ist der von der Seite betrachtete eiförmige Kopf mit einer konvexen, so genannten römischen Nase, welcher auf die Zuchtbemühungen von Raymond Oppenheimer zurückgeht. Für Bullterrier gibt es im Rassestandard keine Größen- oder Gewichtsbeschränkungen, wie es bei anderen Hunderassen üblich ist. Forderung ist ein ausgewogener Körperbau mit einem Maximum an Substanz (was nicht zu verwechseln ist mit einem Maximum an Gewicht).

Ursprünglich wurden Bullterrier als reinweiße Hunde gezüchtet. Es gab von Anfang an auch Züchter, die farbige Tiere bevorzugten, die unter anderem durch Einkreuzung von Staffordshire Bullterriern entstanden. Bis 1950 bestand jedoch beim Kennel Club ein Kreuzungsverbot für weiße mit farbigen Tieren.

Wesen

Sein idealer Charakter wird als eigensinnig, feurig und tapfer beschrieben, dabei mit einem ausgeglichenen Wesen, diszipliniert und freundlich gegenüber Menschen. Züchter sollen nunmehr Tiere, die diesen Forderungen nicht nachkommen, nicht wesensfest oder gar aggressiv sind, von der Zucht ausschließen.

Die FCI verlangt in der Rassebeschreibung folgende Eigenschaften: „Mutig, lebhaft, mit einem verspielten Wesen. Ausgeglichenes Wesen und diszipliniert. Obgleich sehr eigensinnig, ist er im besonderen sehr gut gegenüber Menschen.“

Bullterrier als „gefährliche Hunde“

Der Bullterrier wird von den meisten deutschen Bundesländern in ihren Hundeverordnungen oder -gesetzen in der Liste der gefährlichen Hunde aufgeführt. Das bedeutet, dass die Haltung und/oder Zucht des Bullterriers in diesen Bundesländern verboten oder eingeschränkt ist. Des Weiteren wird diese Rasse im Hundeverbringungs- und -einfuhrbeschränkungsgesetz geführt, wodurch der Import in das Bundesgebiet verboten ist, auch in jene Bundesländer, in denen der Bullterrier nicht in der Rasseliste steht.

In der Schweiz führen elf der dreizehn Kantone mit Rasselisten den Bullterrier auf diesen Listen, die Haltung ist in diesen Kantonen bewilligungspflichtig. In den Kantonen Wallis und Zürich sind Haltung, Zucht und Einfuhr verboten.

Literatur

  • Vero Shaw: The Illustrated Book of the Dog. Cassell, Petter, Galpin & Co., London u. a. 1891.
  • Ludwig Beckmann: Geschichte und Beschreibung der Rassen des Hundes. 2 Bände. Vieweg, Braunschweig 1894–1895 (Nachdruck. Fleig, Kynos-Verlag, Mürlenbach 1983).
  • Richard Strebel: Die deutschen Hunde und ihre Abstammung. Mit Hinzuziehung und Besprechung sämtlicher Hunderassen. 2 Bände. E. Ertel, München 1903–1905.
  • Lloyd C. Briggs: Bullterriers. The biography of a breed. Darrydale press, New York NY 1940.
  • Dieter Fleig: Kampfhunde. 2 Bände. Fleig, Kynos-Verlag, Mürlenbach 1981–1983, ISBN 3-924008-02-7 (Bd. 1), ISBN 3-924008-03-5 (Bd. 2).
  • Tom Horner: Alles über den Bull-Terrier. Anatomie und Verhalten des Bull-Terriers, Kaufüberlegungen, Ratschläge für Pflege, Zucht und Ausstellungswesen. Fleig, Kynos-Verlag, Mürlenbach 1983, ISBN 3-924008-09-4.
  • Hans Räber: Enzyklopädie der Rassehunde. Band 1: Terrier, Laufhunde, Vorstehhunde, Retriever, Wasserhunde, Windhunde. Franck–Kosmos, Stuttgart 1993, ISBN 3-440-06555-3.
  • Andrea Schleger: Geschichte und Entwicklung des Bullterriers. Genetisch begründete Fitneßminderung einer einseitig gezüchteten Hunderasse. Wien 1983 (Wien, Universität, Formal- und Naturwissenschaftliche Fakultät, Dissertation, 1983).
  • Irene Stur: Stellungnahme zu Fragen zum Thema der besonderen Gefährlichkeit von Hunden auf Grund der Zugehörigkeit zu bestimmten Rassen. Institut für Tierzucht und Genetik, Veterinärmedizinische Universität Wien, Wien o. J. (U. a. Kritik zu Dissertation A. Schleger, 1983).
  • Andrea Steinfeldt: „Kampfhunde“. Geschichte, Einsatz, Haltungsprobleme von „Bull-Rassen“. Eine Literaturstudie. Hannover 2002, Abschnitt: „Der Bull Terrier.“ (Hannover, Tierärztliche Hochschule, Dissertation, 2002), (PDF-Datei; 5,90 MB).
  • Jennifer Hirschfeld: Untersuchung einer Bullterrier-Zuchtlinie auf Hypertrophie des Aggressionsverhaltens. DVG Service, Gießen 2005, ISBN 3-938026-35-9, (Zugleich: Hannover, Tierärztliche Hochschule, Dissertation, 2005), (PDF-Datei; 1,31 MB).

Weblinks

  • Rassestandard Nr. 11 der FCI: Bullterrier (PDF-Dokument)
  • Deutscher Club für Bullterrier
  • Die Gesellschaft der Bullterrier Freunde

Einzelnachweise

  1. a b c Andrea Steinfeldt: „Kampfhunde“ Geschichte, Einsatz, Haltungsprobleme von „Bull-Rassen“ - Eine Literaturstudie - (PDF-Datei; 6,2 MB) Hannover 2002 Dissertation, S. 54
  2. ↑ Andrea Steinfeldt: „Kampfhunde“ Geschichte, Einsatz, Haltungsprobleme von „Bull-Rassen“ - Eine Literaturstudie - (PDF-Datei; 6,2 MB) Hannover 2002 Dissertation, S. 55
  3. a b Andrea Steinfeldt: „Kampfhunde“ Geschichte, Einsatz, Haltungsprobleme von „Bull-Rassen“ - Eine Literaturstudie - (PDF-Datei; 6,2 MB) Hannover 2002 Dissertation, S. 56
  4. „Ein Hund darf durchaus aggressiv sein, wenn er in bestimmte Zwangssituationen kommt. Das ist Normalverhalten!“ (PDF; 1,6 MB) Der Gebrauchshund im Gespräch mit Prof. Dr. Hansjoachim Hackbarth – dem Leiter des Instituts für Tierschutz und Verhalten an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. In: Der Gebrauchshund 2/2005 S. 39
  5. a b  Hans-Joachim Swarovsky: Nicht fürs Kämpfen geschaffen - Miniatur Bull Terrier. In: Partner Hund. Nr. 06, 2004 (Online im Webarchiv).
  6. ↑ The Miniature Bull Terrier Club: History. (Link im August 2012 nicht erreichbar.)
  7. ↑ R. Strebel: Die deutschen Hunde, 2 Bd., E. Ertel, München 1903 zitiert in Andrea Steinfeldt: „Kampfhunde“ Geschichte, Einsatz, Haltungsprobleme von „Bull-Rassen“ - Eine Literaturstudie - Hannover 2002, Dissertation, S. 56
  8. FCI-Standard Nr. 11: Bull Terrier (MS Word; 85 kB) FCI. 5. Januar 2011. Abgerufen am 1. Juli 2011.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bullterrier

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